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Ökologische Architektur
Was ist das?

Heutzutage hat jedes Haus den Stempel an der Tür: ökologisch, warm gedämmt und alles zusammen spottbillig.
Was ökologisch ist, definiert jeder Architekt für sich und die Bauherren ohnehin in ganz besonders merkwürdiger Weise, aber ganz sicher wird ökologisch über die Baumärkte definiert. Wer es denn wirklich ernst nimmt und keine Ahnung hat, geht zumindest zum Naturbauhaus, zum Biber oder zu meinem Ökokontor.
Die ganz Ernsten brauchen für das ökologische Aushängeschild Lehm und Stroh, es müssen sechseckige Häuser sein, Mandalahs, runde, gewellte möglichst mit konkaven Fenstern und absolut dichten Türen. Gelehmte Strohwände, hochgerüstet mit high-tech, damit auch genügend Luft hinein – und herauskommt, damit der Normale nicht frierend, genügend Luft bekommt und der Asthmatiker und der Allergiker einigermaßen störungsfrei schmusen können. Plastikfenster sind in diesem Zusammenhang absolut out. Wärmedämmung muß neben Stroh in jedem Fall Isofloc sein. Die ganz Wichtigen stellen einen Wünschelrutengänger ein, der die Wasseradern auf dem Grundstück feststellt und einen mit bunten Linien überzogenen Plan macht, die Geomanten heilen die letzte Verwundung aus dem Mittelalter, die Elementarwesen werden gebeten zu verschwinden, und wer es noch ernster meint, pendelt nach Wilhelm Reich und den Blutbildern die Akzeptanz aus.

Ich habe das alles kennen gelernt.

Das Terrain wird ergänzt durch mindestens ein Gestell für eine Schwitzhütte, welches an 364 Tagen nackend am heiligen Platz steht. Der Garten ist natürlich aufgehügelt und gemulcht, Pflanzennachbarschaften verhindern Schnecken, und die den Gürtel ablenkender Pflanzen doch schaffen, werden von dem schwarzen Block - den Laufenten - gefressen, die allerdings auch gut Geschmack an den Erdbeeren und an den Stachelbeeren haben. Und ganz zum Schluß, kurz bevor die alternativen schamanischen Augen zufallen, wird noch schnell mit den EMs alles begossen.
Das ist das heutige Haus. Haus, Garten, Zaun. (Aber doch bitte ein Weidenzaun)
Übertrieben?
Keineswegs, ich muß es wissen, habe ich doch in meinen Projekten alles neugierig ausprobieren können.
Es lebt sich gut in diesen Häusern sollte ich meinen.
Aber an der Wohnhform selbst, an der Verbindung zwischen gebauter Umwelt und sozialem Verhalten hat sich nichts geändert, weil es im Grunde genommen genau die gleichen alten Häuser und die gleichen Grundrisse geblieben sind.
Aber wieso ändert sich unser Verhalten, wenn die Häuser anders organisiert sind?
Wenn jeder ein eigenes Appartement hat, mit Bad und Küche und Fernseher und PC, dann stolpert man allerhöchstens im Flur über seinen Nachbarn. Jeder ist sich der Nächste, kaum jemand kennt den Anderen. Anders ist es, wenn viele im selben Bett schlafen würden. Die Phantasie reicht nicht aus, um sich das Durcheinander, die Berührungen, die Gerüche, die Gespräche, aber auch den Ärger vorzustellen. Das erste ist die Isolation, das zweite die Kommunikation. Beides wird durch den Grundriß unterstützt. Sicherlich lässt sich auch in ein kleines Appartement ein großes Bett stellen, und sicherlich können Menschen sich bewußt besuchen, um nicht alleine zu versauern. Aber es wird nur sehr zögerlich gemacht, wenn Ärger ansteht schon gar nicht. Die Verhaltensweisen ändern sich folglich. Wenn wir wissen, was wir wollen, wie wir miteinender kommunizieren wollen, dann können auch die Häuser dafür gebaut werden. Seit mindestens 60 Jahren findet eine zunehmende Isolation statt.
Adenauer in den 50ern:“ Das Eigenheim ist das Bollwerk gegen den Kommunismus“.
Hartz IV unterstützt diesen Drive in erstaunlichem Maße. Statt sich zusammenzuschließen und mit dem wenigen Geld gemeinsam besser zu wirtschaften, sind die Zuschüsse auf den Einzelnen zugeschnitten. Die Wohnungen dürfen nicht zu groß sein, wenn mehrere zusammenwohnen, haben wir eine benachteiligte Bedarfsgemeinschaft.
Wenn ich also „ökologische“ Architektur meine, dann möchte ich die sozialen Beziehungen mit in diesen Begriff hineinnehmen.
Ihn nur auf die technische Seite zu beziehen, halte ich für zu kurz gegriffen, denn die technische Ausgestaltung der Hausbauökologie, von der Dämmung bis zur Südausrichtung und dem BHKW oder der PV- Anlage, bis zum Plumsklo im Hause lässt sich ja mit dem nötigen Kleingeld ohne Probleme realisieren. Technisch ist es überhaupt kein Problem, eine Hülle so mit Energieumwandlungsverfahren voll zu stopfen, dass die Sonne als Energielieferant völlig ausreicht.
Neben dieser technischen, hoch ausgerüsteten Bude läßt sich aber meine stark favorisierte low-technics Idee beschreiben. Diese Idee beinhaltet ein Minimum an Technik zugunsten einer von allen verständlichen und praktikablen Einfachheit.
Ein kräftiger Mantel von der Sohle über die Außenwände und Dach und innen ein Lehmbaugrundofen, der von einer Stelle ohne Technik das ganze Haus heizt. Der Lokus ist wieder ein Trockenklo, das aus dem, was ich knirschend abgebe, guten Mutterboden macht.
Hier sind, wenn die Schiene angedacht worden ist, der Phantasie und der Kreativität keine Grenzen gesetzt.
Aber wie gesagt, ich sitze bei all diesen Modellen alleine auf dem Klo. Schlafe alleine im Bett, ärgere mich alleine über die unaufgeräumte Küche, und steige allein morgens ins Auto, um im Büro irgendwo für andere zu arbeiten.
In diesem Sinne- es gibt auch anderes- z. B. zu lesen und zu erfahren auf der Olgashof Homepage. Sehr zu empfehlen, und natürlich im Kommunebuch.

Uwe Kurzbein

Ach so, ich hätte es fast vergessen: Bei mir bekommt natürlich jeder das gewünschte Haus.